Wiederholung bei vollen Fächern
Die Idee der Lernkartei geht zurück auf Sebastian Leitner. In seinem Buch „So lernt man lernen“ schlägt er eine Lernkartei in einer Länge von 30 cm vor. Die Lernkartei wird nach Leitner in 5 Fächer unterteilt, die einzelnen Fächer haben die Größe von 1 cm, 2 cm, 5 cm, 8 cm und 14 cm.
Fach 1 | Fach 2 | Fach 3 | Fach 4 | Fach 5 |
1 cm | 2 cm | 5 cm | 8 cm | 14 cm |
40 Karten | 80 Karten | 200 Karten | 320 Karten | 560 Karteikarten |
Nach Leitner sollen immer dann Karteikarten wiederholt werden, wenn ein Fach voll ist. Man wartet also, bis ein Fach voll ist und wiederholt dann die Karteikarten aus diesem Fach.
In Fach 1 passen 40 Karteikarten, in Fach 2 sind es 80 Karteikarten und im 3. Fach bereits 200 Karteikarten. Bevor sich im 2. Fach keine 80 und im 3. Fach keine 200 Karteikarten angesammelt haben, erfolgt keine Wiederholung. Das Lernen geht nicht voran. Sofern nicht insgesamt mindestens 200 Karteikarten vorhanden sind, ist das Lernen dann bereits im 3. Fach beendet.
Zum Lernen von z.B. 50 Vokabeln auf den nächsten Vokabeltest eignet sich die Lernmethode also nicht. Die Füllung eines Faches ist keine optimale Definition für die Lernintervalle.
Auch wenn man viele Karteikarten lernen müsste, wäre die Methode kritisch. Warten, bis ein Fach voll ist, bevor man wieder lernt, hat folgenden Nachteil: Die Fächer werden nur voll, wenn immer neue Karteikarten in die Lernkartei „gestopft“ werden. Man hat dann ab Fach 3 hunderte Karteikarten, die auf einmal wiederholt werden müssen. Das wird bei Kindern kaum funktionieren und ist ziemlich frustrierend.
Wiederholung in klar definierten Intervallen
Die Größe unserer Lernkartei und die Lernmethode weichen von den Angaben Leitners ab. Die Angaben orientieren sich an den Erfordernissen des Lernens in der Schule.
In der Schule sollen Inhalte relativ schnell gelernt werden, zumindest bis zum nächsten Test. Die Wiederholungen müssen klar definiert sein, unabhängig von der Anzahl der Karteikarten.
Fach 1 | Fach 2 | Fach 3 | Fach 4 | Fach 5 | Fach 6 |
täglich | täglich | täglich | 1 Woche | 2 Wochen | 4 Wochen |
In den ersten drei Fächern können die Karteikarten täglich wiederholt werden. Das heißt nicht, dass alle Karteikarten der ersten drei Fächer täglich bearbeitet werden müssen. Aber es gibt hier keine vorgegebenen Pausen und es sollte möglichst täglich gelernt werden. Bevor die Karteikarten in das 4. Fach wandern, wurden die Inhalte bereits dreimal wiederholt und gekonnt.
Neue Lerninhalte müssen kurzfristig wiederholt werden. Es ist die häufige Wiederholung in den ersten 3 Fächern zu Beginn des Lernens, die das Speichern neuer Inhalte fördert. Es folgen danach in den Fächern 5 und 6 Wiederholungen zur Kontrolle. Dies ist für die langfristige Speicherung wichtig.
Die genannten Intervalle dienen zur Orientierung. Es kommt nicht auf einen Tag an. Längere Zeitabstände sind ok, wesentlich kürzere Intervalle sollten aber vermieden werden. Weitere Ausführungen hierzu finden Sie unter Systematik des Lernens.
Es werden hier 6 Fächer vorgeschlagen. Wenn Sie nur mit 5 Fächern arbeiten wollen, so lassen Sie das erste Fach weg. Die Speicherung neuer Lernkarten ist dann weniger intensiv und es wandern eher Lernkarten aus den folgenden Fächern wieder zurück. Aber ein erfolgreiches Lernen ist auch mit 5 Fächern möglich.
In manchen Fällen müssen die Pausen in den letzten beiden Fächern allerdings verkürzt werden, z.B. wenn in Englisch alle 2-3 Wochen ein Vokabeltest geschrieben wird. Dann ist vor allem die Note im Test wichtig. Bitte lesen Sie hierzu den kurzen Abschnitt „Kurzfristiges Lernen“.